Das Osmanische Reich: Historischer Überblick 1521-1566

Der zweite Teil des historischen Überblicks befasst sich mit der Zeit der Herrschaft Suleimans des Prächtigen. Zusatzinformationen zu diesem Text liefert die Karte Osmanisches Reich, welche die Ausdehnung dieses um 1560 und alle vorkommenden Ortsnamen zeigt. Die osmanische Geschichte vor der Ära Suleiman findet sich unter Geschichte bis 1520, die Zeit nach dem Tod Suleimans ist in Geschichte 1566-1923 beschrieben.

Suleiman

Suleiman der Prächtige im fortgeschrittenen Alter.

 

Bildquelle:

Behrens, Jürgen, Studio. Kleine lateinische Texte zur Unterhaltung, zum Nachdenken und Weiterlesen. Heft 7 Briefe aus der Türkei. Bamberg: C.C. Buchnners Verlag, 1998, Seite 14.

Nach dem Tod des bisherigen Sultans Selim I übernahm dessen 1494 geborener Sohn Suleiman (auch Süleiman, Sulaiman, Soliman) II, später "der Prächtige" genannt, die Macht.

Im Zeitpunkt seines Amtsantritts hatte sich das Osmanische Reich definitiv als Weltmacht etabliert. Zur gleichen Zeit erstarkten aber auch Frankreich und England zu kräftigen Königreichen. Auch Spanien entwickelte sich zur Weltmacht. Gleichzeitig wurde das Habsburgische Reich unter Ferdinand I (1521-1564), parallel zur zunehmenden Schwächung Ungarns, ebenfalls stärker. Auf einem eher absteigenden Ast befand auch sich Venedig, früher neben Ungarn der wichtigste Widersacher der Osmanen. Gleichzeitig herrschten aber zu jener Zeit zahlreiche Krisen und Kriege. Die einsetzende Reformation destabilisierte Europa zusätzlich.

Pläne für eine osmanische Expansion im Westen hatten schon länger bestanden. Suleiman wollte gleich nach seinem Amtsantritt Österreich angreifen. Dazu versuchte er sich mit Ungarn verbünden, um dort das Durchzugsrecht für seine Truppen zu erhalten. Doch die osmanischen Diplomaten, die nach Buda gereist waren, wurden dort festgenommen und umgebracht. Darauf zog Suleiman gegen Ungarn in den Krieg. Dem vermochte das desolate Ungarn, zudem ohne Hilfe anderer Staaten, nicht viel entgegen zu setzen.

1521 fiel Belgrad, obwohl sich die dortigen Soldaten einige Zeit erfolgreich zu wehren vermochten. Suleiman eroberte das restliche Ungarn jedoch noch nicht, obwohl er dies hätte tun können. Vorest wollte er zuerst die Insel Rhodos, welche um diese Zeit eine vom Johanniterorden gehaltene Seefestung war, einnehmen. Dies geschah Ende 1522, nach blutigem Krieg, der mit der Kapitulation des Gegners endete.

1526 wurde Ungarn erneut angegriffen. Wieder erhielt der ungarische König Ludwig keine fremde Unterstützung, einzig Slawonien sicherte seine Unterstützung zu. Doch die riesige Armee (mindestens 60'000 Mann) besiegte die lediglich 28'000 Soldaten auf ungarischer Seite. Damit erstreckte sich nun das osmanische Reich bis an die Grenzen der der habsburgischen Herrschaft. Im Anschluss an diesen Sieg kam es 1529 zu einer Belagerung Wiens, die wegen strategischen Fehlern Suleimans allerdings abgebrochen werden musste.

Bis 1540 herrschte anschliessend zwischen Ferdinands und Sultan Suleimans Reichen Waffenstillstand; man verständigte sich auf diplomatischer Ebene. Dann aber starb König Janos, den Suleiman als Herrscher über das eroberte Buda eingesetzt hatte. Ferdinand erhob Erbansprüche, was zur Belagerung Budas durch die Österreicher führte. Das heranrückende osmanische Heer schlug Ferdinands Truppen vernichtend. Damit kam Buda erneut in osmanische Hand, und Buda wurde zu einem Zentrum des Osmanenreichs und zu einem wichtigen Rückgrat der Verteidigung des Reichs.

Unter Suleiman wurde das Osmanische Reich auch zur See eine Grossmacht. Nach einem erfolgreichen Seekrieg mit Venedig in den Jahren 1538-1540 wurde es zur tonangebenden Seemacht im östlichen Mittelmeer und erhielt dort gleichzeitig fast alle venezianischen Besitzungen. Zuvor hatte Kaiser Karl V mit der spanischen Flotte allerdings nach einer Seeschlacht Tunis erobert, welches die Osmanen erst 1574 zurückerobern konnten. Nach jahrelangem Konflikt wurde die Spanische Flotte 1559 bei Dscherba dennoch geschlagen.

Zuvor, 1542, hatte sich das Osmanische Reich zur See mit Frankreich gegen Karl verbündet und gemeinsam Nizza belagert und eingenommen. Das Bündnis war der Auftakt zu engen diplomatischen Beziehungen zwischen den Osmanen und Franzosen. Frankreich fürchtete sich vor einer zu grossen Erstarkung Habsburgs, das sich in ganz Ungarn festzusetzen drohte. So hatten beide Staaten in den Habsburgern einen gemeinsamen Feind. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bestanden immer wieder Bündnisse zwischen Paris und Konstantinopel gegen Habsburg.

1551 eskalierte der Konflikt mit Österreich erneut: Kaiserliche Truppen marschierten in Siebenbürgen ein, vermochten es jedoch nicht lange zu halten. Siebenbürgen spielte zu dieser Zeit eine wichtige Rolle, es stand unter osmanischem Schutz, handelte jedoch sehr autonom. Deshalb waren die Osmanen darum bemüht, Siebenbürgen bevorzugt zu behandeln, damit es nicht zu den Habsburgern überlief.

In Ungarn brach nach der Eroberung Budas der 140-jährige "Burgenkrieg" aus, ein Stellungskrieg zwischen Osmanen und Habsburgern, bei welchem keine der Parteien zuviel Kraft verlieren wollte oder konnte. Die Habsburger waren zu dieser Zeit zu tief in den Glaubens- und später den 30-jährigen Krieg hineingezogen worden. 1565 versuchte Suleiman zudem noch, mit seiner Flotte Malta einzunehmen, was allerdings misslang.

1566 reiste Suleiman, unterdessen 72-jährig und sehr an den Gebrechen des Alters leidend, noch einmal mit diplomatischen und militärischen Zielen mit einem Heer nach Ungarn. Nach einem Treffen mit dem Herrscher von Siebenbürgen und der Einnahme einer Burg in Ungarn starb Suleiman der Prächtige in der Nacht vom 5. auf den 6. September 1566 im Feldlager der osmanischen Armee.

Seine Truppen, aber auch der Rest des osmanischen Reiches, erfuhren von seinem Tode erst, nachdem die Machtübernahme durch seinen Sohn Selim II (1566-1574) vorbereitet worden war. Um Suleimans Nachfolge hatte es zuvor einige Wirren gegeben. So hatte sich Selim einige Zeit vorher mit einem anderen Sohn des Sultans einen offenen Krieg um die Nachfolge geliefert.

Suleiman galt als hervorragende Herrscherpersönlichkeit, unter ihm erreichte das osmanische Reich seine Blütezeit, sowohl punkto Ausdehnung als auch innerer Organisation und Stabilität. Auch förderte er in besonderem Masse Kunst und Kultur. Das osmanische Reich sollte nie wieder so stark und mächtig sein wie unter ihm.

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